Berechtigte Fragen einer Freundin

Dieses Wochenende hatte ich Besuch aus der Mitte Deutschlands. Eine Freundin, die ich das letzte Mal 2 oder 3 Wochen nach der Schlauchmagen-OP gesehen habe, kam inkl. Mann und Sohn zu uns.

Mal ganz davon abgesehen, das es wahrscheinlich meist schockierend ist, wenn man plötzlich mit knapp 50 kg weniger vor einem steht, es war einfach nur wunderbar.

Wir kennen uns nun seit 30 Jahren und 30 Jahre davon kannten sie und ihr Mann mich als dick. Das Bild von mir als schlanke Frau, das konnten sie sich natürlich nur sehr schwer ausmalen. Von "Dick zu Zierlich", war ja irgendwie klar, das du die Extreme liebst. Und dann hat sie mich gefragt, ob ich mich so wohl fühle. Und ich habe bejaht und sie hat gemeint: dann passt das genau so, wie das jetzt ist. Punkt, damit war das Thema Abnahme vom Tisch und mir gings richtig gut damit.

 

Die Freundin kennt auch teilweise die Geschichte meiner Depression und das ich seit fast 2 Jahren daheim bin. Irgend wann an diesem Wochenende, bei einem Ausflug sind wir auf das Internet gekommen. Sie ist ja selbstständig, betreibt einen tollen Cocktailservice in der Nähe von Paderborn und war seit dem Relaunch ihrer Seite nicht mehr erreichbar über das Kontaktfeld. Böser Fehler, eine andere Firma biegt das gerade wieder gerade.

 

Sie meinte wohl, sie müsste mehr auf Facebook machen und ihr fehlt die Zeit dazu und sie mag FB auch nicht. Ich kann´s verstehen, ich find FB einfach nur grausam. Unübersichtlich, zugemüllt von Werbungen die anhand der privaten Daten und besuchten Seiten zielgenau bei mir landeten. Das war mir zuviel Werbeterror und zuviel Nachrichten. Und es war mir suspekt, wenn sich Menschen mit mir verbinden wollten, die ich nicht kannte und mit denen ich nichts gemeinsam hatte. Menschensammler einfach, die süchtig sind nach Kontakten ohne Sinn.

 

Und so kamen wir auch auf meinen kleinen, privatgehaltenen Blog. Sie wollte von mir natürlich den Namen des Blogs wissen und ich habe mir höflich aber strikt verweigert. Ja warum den? Ich meinte, kein einziger meiner Freunde, Familienmitglieder oder aus meiner persönlichen Umgebung kennen meinen Blog oder waren hier schon mal drauf. Und das soll vorerst auch so bleiben.

 

Sie war leicht irritiert. Warum ich blogge, wenn ich nicht will das es andere lesen. Ich sagte ihr dann: nein, andere dürfen das gerne lesen. Aber ich will nicht, das Personen die ich kenne und mit denen ich regelmässig telefoniere oder mich treffe, meinen Blog lesen. Na, der Blog an sich wäre mir egal, aber das Tagebuch halt nicht.

 

Sie hakte noch ein paar Mal nach. Ich konnte ihr das nicht erklären. Sie hat gemeint, andere würden dann doch auch Kommentare über mein Leben abgeben und ich müsste damit Leben. Das stimmt in der Tat. ABER davon kann ich mich bei Bedarf ganz gut abgrenzen. Kritik zu lesen oder gute Ratschläge, das fällt mir natürlich meist schwer. Ich beziehe die Dinge halt gleich auf mich Persönlich, was so ja oft nicht gemeint ist. Oder verstehe auch gut gemeinte Tipps manchmal als Kritik an mein bisheriges Herangehen.

 

Aber wie schon gesagt, ich kann mich dann bei Bedarf gut abgrenzen. Wenn mir aber jemand aus meinem Familien- oder Freundeskreis ankommt, da werde ich dann schon sehr verletztlich. Mag sein, zu verletztlich, aber das kann ich im Moment nicht ändern. Vielleicht, irgendwie, irgendwo, irgendwann werde ich diesen Menschen den Link geben und dann dürfen sie sich auch durch mein Tagebuch klicken.

 

Aber jetzt hätte ich Probleme damit und könnte ihnen teilweise nicht mehr in die Augen sehen. Ich gebe da soviel von meinem vermaledeiten Innenleben, den Fortschritten und den Rückschritten preis. Ich habe einfach genug damit zu tun. Schreiben tut mir nun mal gut, und es ist meine kleine Therapie. Ich bin froh, das ich dieses Ventil für mich entdeckt habe. Und ich bin bereit es einfach nur anonym zu teilen.

 

Ansonsten war das Wochenene einfach toll und ich bin das erste Mal seit meiner Bauchstraffung wieder unseren Hausberg hochgelaufen. Natürlich in einem langsameren Tempo und ich hatte das Gefühl, das ginge auch deutlich schneller. Aber ich wollte nicht über das Ziel hinausschiessen.  Das nächste Mal gehts einfach einen Spurt schneller und bald bin ich wieder ganz die alte Sportsmaus.

 

Kulinarisch habe ich mich dieses Wochenende verdächtig oft auf den fränkischen Bierkellern rund um Forchheim herumgetrieben. Meine Gäste stehen einfach auf die Küche in Bayern und auf fränkische Brotzeit. Kein Problem, man hat genügend Auswahl hier.

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