Lehrmeister sind gute Wegbegleiter

Das ist mir Heute beim Wandern das erste Mal so richtig bewusst geworden. Je nach dem, wo ich mich in meinen Leben gerade befunden habe, hatte ich entsprechende Lehrmeister an meiner Seite. In der Kindheit meine Eltern, in der Schule meine Freunde ..... und im Moment sind es ganz stark die Fränkische Schweiz und Lebensgefährte.

Sie wechseln sich ab oder schleifen mich auch manchmal zur gleichen Zeit. Je nachdem, wie ich es anscheinend gerade brauchte.

 

Mein Freund hat mich nie unter Druck gesetzt, als es darum ging, endlich mal meinen Hintern vom Sofa zu bekommen und mich zu bewegen. Unsere erste Wanderung (für mich, für ihn ein größerer Spaziergang) hat vielleicht 2 Stunden gedauert, war ziemlich flach und mitten durch den Schnee und hat mir einige Blasen eingebracht, weil ich vollkommen falsches Schuhwerk an hatte.
Und er hat mir vorgeschwärmt .... vom regelmässigen Kieser Training vor der Arbeit *mal schwer schlucken* und den grandiosen Radtouren im Sommer. Wie wichtig Bewegung für ihn ist, unter dessen mir die Füsse weh taten und ich mich todunglücklich fühlte, weil kein Wanderende in Sicht war.

 

Nach dem Spaziergang mit meinen Schneeboots war ich durchgefroren und nicht mal mehr in der Lage, mir die Stiefel auszuziehen. Das hat er damals getan und dabei meine Blasen entdeckt.

 

Die ersten Trekkingschuhe waren die ausgedienten von eines seiner Kindern und ich habe sie über zwei Jahre gehütet, gepflegt und gehegt. Das erste gute Fahrrad war das Fahrrad seiner Tochter, das er immer auf mich eingestellt hat, wenn wir eine kurze Runde gedreht haben.

 

Ich habe mir dann schließlich heimlich ein halbgutes zugelegt und ihn damit überrascht. Es war leicht auf Kofferraumgröße zu demontieren und ich hatte es im Sommer immer dabei, wenn ich das Wochenende bei ihm war.

 

An Ostern das erste Probetraining bei Kieser und sofort den Vertrag unterschrieben. Weil ich mich, ohne das er jemals Druck auf mich ausübte, mit jeder Stunde mehr an Bewegung: besser, gesünder, fitter und irgendwann sogar supersportlich fühlte. Sind in der Zeit Kilos geschmolzen? Nein, ich habe sogar noch zugelegt. Den nach einer ordentlichen Wanderung oder Radtour hatte ich natürlich auch was ordentliches für den Magen verdient. Und in so einen großen Magen, da geht schon war rein, bis er endlich so gedehnt war, das ICH mich satt gefühlt habe.

 

Bei eben  so einer Wanderung (ja, irgendwann konnte man es wirklich wandern nennen), kam ich dann auch mit dem Wunsch nach einen Schlauchmagen ans Tageslicht. Der Rest ist Geschicht.

 

Wie ich auf den Lehrmeister gekommen bin, heute beim Wandern?

 

All die Wege und Wanderungen, die wir in der Fränkischen Schweiz machen, sind einfach nur kleiner, wie das, was wir in Südtirol wandern. Die Höhenmeter sind weniger und steigern sich im Urlaub. Meine Höhenangst, der bin ich in der Fränkischen Schweiz zu Leibe gerückt. Das erste Mal aufs Walberla, ich wäre fast umgekommen vor Höhenangst und habe gefrozelt, das ich nie wieder da Hoch muss. Aber die Wanderungen haben mich auf viel engere und höhere Wege in Südtirol vorbereitet. Heute wandere ich in der Fränkischen ohne Höhenangst (weils einfach doch nicht so tief neben einen runter geht) und in Südtirol hab ich halt noch Potential, bin aber nicht mehr so zickig.

 

Neue Wanderwege oder Fahrradwege zu beschreiten. Ohje, das ist schwierig mit mir. Grundsätzlich verweigere ich das Neue erst einmal, weil ich meist Angst davor habe. Radeln über Baumwurzeln und enge Pfade durch den Wald. Grrrr, ich verfluche meinen Freund und werde manchmal auch patzig. Gerade und vor allem dann, wenn ich mal wieder einen Abgang vom Fahrrad mache. Nichts dramatisches, aber halt trotzdem unfreiwillig und ich stell mich einfach bescheuert an.

 

Und jedes einzelne Mal wieder hört mein Freund, das ich SO einen Weg garantiert nicht mehr mit dem Bike fahren werde. Und schon beim nächsten Mal fahre ich berauf auf einen steinigen Waldweg viel sicherer und halte mich länger auf dem Bike.

 

Nur durch das regelmässige Training in der Fränkischen war ich dieses Mal in der Lage, auch die einfachen Strecken in der Schweiz zu schaffen. War es mir möglich, auch mal ein wenig schneller bergab zu fahren, als ich es eigentlich möchte (meine alte Angst).

 

Heute waren wir wandern. Es ging nur bergauf oder bergab - wandern auf gerader Strecke gab es Heute nicht. Wandern auf befestigten Wanderautobahnen - davon waren wir weit entfernt. Er entführte mich heute in eine kleine, frei zugängliche Tropfsteinhöhle. Taschenlampe für jeden dabei und ich habe mich darauf eingelassen.

 

ABER, wie immer bei Dingen die ich das erste Mal mache (dieses Mal die Höhle im vollkommenen Dunkel) war ich sehr angespannt und konnte es nicht geniessen. Wenn er dann entspannt und vollkommen bei sich, mir ungewöhnliche Stalagniten zeigen will, dann werde ich sauer. Wie kann er nur so locker fragen unter dessen ich vollkommen unentspannt ungleiche Stufenhöhen überwinden muss. Dunkel, nur mit einer kleinen Taschenlampe beleuchtet und den Wanderstöcken in der Hand. Meine linke Fußsohle halb Taub und die natürlichen Steinstufen teilweise glitschig und nass.

 

Ja, da reagiere ich wirklich kurz angebunden und auch mal etwas aggressiv. Er kennt das von mir und ich bin dankbar, das er das zu nehmen weiß. Erst beim Verlassen der Höhle wurde ich wieder entspannt und konnte des Rest der Wanderung so richtig geniessen. Ich bin freiwillig mit in die Höhle, ich wollte es. Weil ich wußte, das er mir etwas schönes zeigen will, ein tolles Erlebnis damit geben will. Und ich weiß, die Fränkische hat mir wieder ein Stück mehr beigebracht.

 

Auch wenn ich aus heutiger Sicht keinen weiteren Bedarf an ungleichen, patschnassen Steinstufen im Dunkeln habe. Das nächste Mal werde ich mich wieder darauf einlassen und es wird mir leichter fallen. Ich werde es nicht vollends geniessen können, aber deutlich mehr als Heute.

 

Und irgendwann werde ich entspannt in so einer Höhle sein, die Stufen als normal empfinden, weil Lothar und die Fränkische Schweiz mit ein guter Lehrmeiter waren.

 

 

 

Hier ein paar Schnappschüsse von unseren heutigen Wanderung:

 

 

Ich persönlich bin froh, das mir die richtigen Lehrmeister zur richtigen Zeit in meinem Leben begegnen. Auch wenn man das immer erst danach feststellt. Das passende Zitat dazu:

 

Leben lässt sich nur rückwärts verstehen, muss aber vorwärts gelebt werden.

Sören Aabye Kierkegaard

 

Und ich habe heute Abend auch festgestellt: ich will mich nicht ständig entscheiden müssen, ob ich etwas bestimmtes Essen kann oder nicht. Dafür esse ich einfach viel zu gerne, wenn auch nicht mehr die großen Portionen von früher. Und beim Wandern heute habe ich festgestellt, das ich mich auch gar nicht mehr jeden Tag entscheiden muss.

 

Ich habe mein Zielgewicht erreicht und es geht darum, das Gewicht zu Halten und dabei nach meiner Vorstellung auch zu geniessen und sich Dinge erlauben können.

 

Auch hier war und ist mein Freund mein bester Lehrmeister. Er frägt sich nicht: ob er das heute noch essen darf. Er bewegt sich viel in der freien Natur und fährt oder läuft die Dinge ab. Legt er mal ein paar Kilos zu, passt er 1 - 2 Wochen mit dem Essen ein klein wenig auf. (Alkoholfreies Bier, nichts Überbackenes .... also wirklich keine Diät) und bewegt sich zwei Schritte schnell und gut ist.

 

Ich esse für mein Leben gern und finde auch nach 5 Jahren regelmässig Bewegung mit vielen Hindernissen, das Bewegen mit jedem Kilometer besser. Also warum nicht das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden? Das heißt für mich, kein schlechtes Gewissen wenn ich ab und zu den frischen Burger in einem Restaurant (kein FastFood) bestelle und dabei eine kleine Saftschorle steht.

Wenn ich im Hochsommer an 7 von 4 Tagen Eis esse.

 

Bei meinem Freund funktioniert das, er macht es mir seit 5 Jahren vor. Er ist der perfekte Lehrmeister für mich, was Gewicht halten, Essen und Bewegung in Balance ausmachen. Er lebt es mir aktiv vor. Ich kann mir keinen besseren Lehrmeister zur Zeit vorstellen.

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