Heute war ein ereignisreicher Tag für mich. Ich hatte ein Gespräch über meine Zwischenbilanz. Neuigkeiten zu meinem Praktikum. Eine liebe Mitpatientin in einem tiefen Loch und meines Tageskarte hat auch gepasst. ;-)
Also war heute die Zwischenbilanz für mich fällig. Ich musste in den ersten Tagen einen Fragebogen ausfüllen, was ich als meine Ziele anpeile. In der Zwischenbilanz wird dann besprochen, was man den schon alles erreicht hat. Na ja, besprochen ist echt übertrieben. Den gesprochen habe nur ich und war dabei umrundet von 6! Paar Ohren, die mir alle mit ausdrucklosen Gesichtern zuhörten.
Das finde ich jetzt erst einmal nicht so gut. Man kommt sich so vor, als stände man alleine vor einer Mauer. Aber gut, ist nun mal so.
Ich wurde gefragt und habe geantwortet. Was ich schon erreicht hätte, für mich: ganz klar,einen komplett durchstrukturierten Tag mit Pflichtprogramm. Den zu Hause konnte ich mich bei Bedarf auch raus stehlen, da gab es keine Pflicht. Außerdem habe ich Anfangs immer nur mit 3 weiteren Damen im Speisesaal gesessen, weil mir alles andere einfach zuviel wurde. Inzwischen sind wir beim Stationstisch gelandet und ich fühle mich wohl dabei. Ich finde, da habe ich für mich schon großes erreicht, auf das sich gut aufbauen lässt.
Nach der Ess-Störung gefragt, habe ich zugegeben, das ich mich hier im Moment nicht so darauf einlassen kann, aber ich weiß das ich Hilfe brauche. Ich habe daher nachgefragt, wie es mit einer Empfehlung an die Krankenkasse ist, das ich hier einen Therapeuten mit Schwerpunkt Essstörung nehmen darf. Diese Empfehlung bekomme ich auf alle Fälle. Ebenso eine weitere Empfehlung an die Krankenkasse, für eine weitere therapeutische Behandlung meiner Depresion.
Während dem Zwischengespräch dann die tollste Überraschung für mich. Ich habe heute morgen schon eine Zusage für ein Praktikum in einer Rheuma-Klinik hier vor Ort bekommen. Und noch besser, es geht schon am Montag los. Und so bin ich nächste Woche jeden Vormittag für ein 4-stündiges Praktikum (auch Arbeitsbelastungserprobung genannt) außer Haus. Ich freue mich und bin gleichzeitig natürlich aufgeregt und nervös. Ich will ja einen guten Eindruck hinterlassen, damit die Rentenversicherung sieht, das sich eine Weiterbildung / Umschulung trotz meines Alters bei mir definitv lohnt.
Die Frage, was ich als Zukunftsvision habe, konnte ich nur so beantworten: Zurück in den ersten Arbeitsmarkt, mit einer 30 - evlt. 40 Std.-Woche, die ich mir nach und nach aufbauen kann.
Durch meinen stressbedingten Tinnitus, die Ess-Störung (die vor allem dann bei mir ihre Höhepunkte hat, wenn ich überall anders die Kontrolle verliere) den Bandscheibenvorfall mit einhergehender Taubheit und die Depression, wird der DRV auch schriftlich mitgegeben, das ich nicht mehr arbeitsfähig bin, in meinen alten Berufen.
Ich weiß die Therapeuten hinter mir, habe mich gut vorbereitet, für den Besuch der DRV am 28.11. und hoffe dort, das der Berater eine Empfehlung für Umschulung an die Zentrale dort leitet. Dann hoffe ich, das ich wirklich auch eine reele Chance auf Umschulung habe. Dadurch wird mir eine große Last genommen und ich kann wieder positiv in meine Zukunft blicken.
Wenn hier dann auch ein "GO" kommen würde, kann ich mich auch auf meine Ess-Störung konzentrieren. Denn auch hier WILL ich eine praktikable und gesunde Lösung für mich finden und wieder Freude am Essen ohne Kalorienzählen habe. Das Leben besteht nicht aus KH, Fett und Eiweiß, sondern aus gutem Essen das duftet und ausgewogen ist. Keine Zahlen und Gramm sondern Gewürze und Genuss.
Tja und dann war eine der Mitpatientinnen, mit denen ich jeden Tag zusammen bin und mich auch privat unterhalte, heute in einem sehr sehr tiefen Loch. Das war schrecklich von außen mit anzusehen und ich weiß ja, ich kann ihr dabei nicht wirklich helfen. Ich kann ihr meine Tür anbieten und ansonsten ihren Wunsch nach Ruhe oder Gespräch nur aktzeptieren. Jetzt weiß ich endlich auch, wie es meinem Umfeld ergeht, wenn ich unter meine Käseglocke hänge und mein Hirn das reagieren abschaltet.
Schrecklich und ich will, das ich das für die Zukunft gut abfedern kann.
Dieses Wochenende kommt mein Schatz. Besser gesagt, er kommt am Sonntag, wenn er bis dahin wieder fitter ist. Jetzt hat ihn eine Erkältung mächtig in den Klauen. Samstag wird unsere Stationsgruppe gemeinsam ein "weihnachtliches Basteln" machen, was auch recht lustig ist. Die Menschen hier sind inzwischen so etwas, wie eine dritte Familie geworden und es stimmt wirklich. Das meiste nimmt man aus den Gesprächen mit den Mitpatienten mit. Keiner versteht einen so gut und trotzdem hat der andere evlt. schon eine Lösung, welche für einen selbst auch passen könnte. Wir profitieren hier alle voneinander und das tut mir gut.
Denn wir haben etwas festgestellt. Erkläre jemanden was eine Depression ist, der noch nie eine Depression hat. Das kann man nicht, einfach schon aus dem Grund, weil wir uns das selbst nicht erklären können.
Das wir die eine Sekunde gut drauf sind und herzhaft Lachen, aber schon Morgen ein tiefes Tal kommen kann, das uns evlt über Tage hinweg unter Wasser drückt und wir dann komisch, aggressiv, in uns gekehrt .... reagieren. Die Psyche ist halt ein seltsam Ding.
Ach ja, das hätte ich jetzt echt glatt vergessen. Als sie mich fragten, ob ich nach den 5 Wochen Therapie bereit bin für zu Hause, habe ich voller Freude ja gesagt. Den nachdem das Praktikum schon am Montag beginnt .... ich hätte gehen können. Ich habe dann gefragt, was meine Bezugstherpeutin dazu meint. Sie würde mich gerne noch eine Woche länger hier behalten, damit ich wirklich 5 Wochen reine Therapie ausschöpfe. Da ich mich eh schon mit den Gedanken angefreundet hatte, habe ich dann auch zugesagt.
Und so ist mein Entlassdatum nun nicht mehr der 6. Dezember sondern der 12 Dezember. Ich freue mich, das ich hier noch eine Weile bleiben darf und kann, weil es mir gut tut. Und ich freue mich aber auch, auf meine Heimreise, wenn es soweit ist. Endlich wieder alle um mich, die ich Liebe und um die ich mich Sorge. Meine Familie, mein Schatz, meine Leihtochter und natürlich unsere 3 Kater.
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