Gestern waren wir wieder auf einen Geburtstag eingeladen. Die Situation am Buffet war für mich entspannt und wird es in Zukunft hoffentlich auch bleiben.
Meine Unterlagen von meinem ersten Aufenthalt in einer Psychosomatischen Klinik habe ich auch vor wenigen Tagen bekommen. Es hat erst einmal ein seelisches Tief verursacht .... und dieses Mal ging es rasch vorüber.
Ja, ja die lieben Feiern .... so ein bisschen Gedanken schwirrten natürlich in meinem Hinterkopf herum. Wäre ja nicht Ich, wenn das nicht so wäre. Aber ich habe versucht den Tag ganz normal laufen zu lassen.
Frühstück:
Müsli + Kaffee
Mittags:
halbe Scheibe von einem runden Brot mit Butter, dazu 1 Spitzpaprika
als Nachtisch eine handvoll Kirschen
Abends bei der Feier:
1 dreiviertel Bratwurst
1 EL Kartoffelsalat
1 EL griechischer Salat
später noch 1 Stück Obstkuchen mit Johannisbeeren
Der Kuchen war allerdings schon der Hit. Einfacher Rührteigboden und dann einfach die frischen Johannisbeeren draufgekippt und die übliche Gelantine. Sobald man den Kuchen auf den Teller gemacht hat, hatten die Johannisbeeren keinen Halt mehr und plötzlich waren Kuchenboden und Obstbelag getrennt. *Kicher*. Da hat einfach die Schicht in der Mitte gefehlt, das das alles zusammen hält.
War eine trockene Angelegenheit, aber die Johannisbeeren waren lecker.
Später haben die Gastgeber noch die üblichen Sachen auf die Tische. Gesalzene Erdnüsse und so Brezelszeugs und Salzstangen. Obwohl das alles direkt vor mir stand, hatte ich keine Lust darauf. Kein Wasser im Mund zusammen gelaufen ..... geil, kann ich nur sagen.
Schade das es nicht immer so reibungslos laufen kann. Aber bekanntlich ist ja der Weg das Ziel und da muss man oft halt Umwege machen.
Seit ein paar Tagen esse ich auch keinen Unsinn mehr zwischen den Mahlzeiten. Keine Gier, keinen Hunger, selten Gedanken daran. Das macht das Thema Essen für mich halt wirklich "Entspannt", so wie ich es fühle. Für manch Außenstehenden mag das immer noch ziemlich unentspannt erscheinen.
Ein Baustein, das ich die Themen: Essen, Figur, Waage, Kalorien zählen ..., loslassen konnte, ist das Ausscheiden aus mehreren Foren. Da ging es um genau das und so konnte ich mich ständig in meinem Gedankenkreis suhlen und eigentlich noch mehr in die Essstörung abrutschen.
Auch das Forum für die Adipositas-OP. Es war sehr wichtig für mich zu Beginn, ich habe oft Hilfe erfahren. Aber dann wurde es zu einer Sucht und bei machen von uns Forenteilnehmer hatte ich das Gefühl, das auch ein kleiner interner Wettkampf (bilde ich mir wahrscheinlich nur ein) stattfand, wer noch weniger essen und noch weniger wiegen könnte. Die Spirale hat sich da ziemlich schnell nach unten bei mir gedreht. Das war halt bei MIR so. Meine ehemalige Verhaltenstherapeutin hatte mich schon vor zwei Jahren darum gebeten, mich dort weniger aufzuhalten oder auszusteigen. Aber zu dem Zeitpunkt war ich noch nicht bereit.
Inwischen bin ich schon seit vielen Monaten aus dem Forum ausgestiegen. Am Anfang habe ich es echt vermisst - Entzugserscheinung - und habe es auch bereut.
War ein paar Mal versucht, mich neu zu registrieren und habe täglich mehrmals reingestöbert. Das mache ich nun schon ganz lange nicht mehr, weil ich auch nicht mehr das Bedürfnis dazu habe. Die gewonnene Zeit nutze ich nun anders für mich.
Der Arztbericht von meiner ersten Psychosomatischen Klinik.
Ich hatte ihn das erste Mal in meiner Hand, dabei ist der Aufenthalt schon 15 Jahre her. Er ging direkt an den damaligen Psychiater zurück, der mich davor nur 2mal gesehen hatte, bevor er mich einwies.
Eine Diagnose wurde damals auch nicht im Detail besprochen, nur das ich halt an Depression leide.
In der Klinik wurde vor 15 Jahren dann eine schwere Depression diagnostiziert, plus der damals anscheinend schon vorhandenen Esstörung. Außerdem sei ich altruistisch veranlagt. Ich musste das erst einmal nachschlagen, den mit dem Wort konnte ich bis vor wenigen Tagen überhaupt nichts anfangen.
Kurzum: ich denke immer zu erst an mein Umfeld und irgendwann komme dann ich.
Äh, ich dachte wirklich immer, das ich voll der dominante Mensch bin. Bin ich ja auch, aber das ist anscheinend kein Hinterungsgrund, um gleichzeitig altruistisch veranlagt zu sein.
Das hat mir schon erst mal einen Stich versetzt und ich hab mich innerlich aufgeregt, warum ICH damals nicht die Diagnose auch bekommen habe. Ist natürlich Quatsch im Rückblick, den ich hätte sie nur anfordern müssen, habe ich aber nicht.
Auf alle Fälle ging es mir nach dem Lesen schlagartig schlechter. Tiefe Traurigkeit, Verletzter Stolz ... so Sachen halt. Keine Ahnung warum ich das nicht mit Essen kompensieren musste. Kein Naschdrang, zum Glück. Aber ich habe mir immer wieder extra Streicheleinheiten von unseren Katzen oder meinem Mann geholt. Den habe ich sogar darum gebeten, mich mal länger in den Arm zu nehmen, weil ich grad so doof drauf bin.
Ich habe wohl geschnallt, das ich in der Zeit "Zuwendung brauche" und zwar von etwas Lebendigem. ;-) Mann ist erste Wahl und wenn der nicht da ist, sind die drei Kater ein wunderbarer Kuschelersatz. Vielleicht habe ich ja mit diesem Verhalten kein Essen oder Naschzeugs als Kompensation gebraucht.
Dieser Tage bin ich "im Fluss mit dem Leben" und das fühlt sich für mich sehr gut an. Es gibt weder extreme Höhen, noch extreme Tiefen. Sehr angenehm.
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Tamara Rachowitsas (Mittwoch, 11 Juli 2018 10:26)
Hallo,
eine tolle Seite haben Sie hier, ich durch Zufall drauf gestoßen. Ich bin Tamara und bin 50 Jahre alt.
Ich habe auch vor eine OP zu beantragen, haben die ganzen Termine und alles hinter mich gebracht, nun am 27.07.2018 Antragsstellung hier in Lübeck in der SANA Klinik, mit der Hoffnung das es klappt.
Lieben Gruß aus Lübeck von Tamara Rachowitsas
Fräulein M. (Mittwoch, 11 Juli 2018 14:34)
Hallo Tamara,
ich drücke dir ganz toll die Daumen, für deinen Antrag. Es wird, du wirst sehen.
Und lieben Dank für dein Kompliment wegen meiner kleinen Internetseite. Wenn mir das jemand schreibt, macht mich das immer ganz stolz.
Viele Grüße
Michaela