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Den Essmustern auf der Spur

Mich hat gestern und heute Vormittag der Unterzucker erwischt. Gestern war ich bei 62 mg/dl und heute Vormittag sogar bei 58 mg/dl. Von einer Sekunde auf die andere hat mich der Unterzucker eiskalt erwischt. Ich werde dann fahrig, zittrig und bin teilweise desorientiert oder beginne zu stottern. Mein Hirn spielt dann Kapriolen und ich weiß nicht mehr ob Real oder Traum.

Ich werde ab Morgen ein ganz unkompliziertes Esstagebuch führen. Uhrzeit - Mahlzeit - Wenn Unterzucker, um wieviel Uhr.

 

Beide Tage hatten wir so gegen 9:30 bis 10.00 gefrühstückt. Beides Mal kam der Unterzucker nach ca.

1,5 - 2 Std.

 

Frühstück am Samstag war:

  • 1 Roggenzwiebelbrötchen, 1x Lätta, 1x 1 Scheibe Wurst, 1 doppelter Espresso mit 1 TL Zucker. 1 Glas Diät-Cola für die Tabletten

 

Frühstück am Sonntag (Heute) war:

  • 1 Roggenzwiebelbrötchen, 2x Lätta, 1 doppelter Espresso mit 1 TL Zucker. 1 Glas Diät-Cola für die Tabletten. Und weil ich Angst vor Unterzuckerung hatte, am Ende des Frühstücks und nach etwas Pause noch 1 Skyr Erdbeere

 

Trotzdem bin ich auch heute wieder von einer Sekunde auf die andere in den Unterzucker gerauscht. Komisch ist ja, das ich die ganze Zeit über während der Therapie nicht anders gefrühstückt habe und nie Unterzucker bekommen habe.

 

Auf alle Fälle will ich hier mal notieren für mich und auch für die Esstherapie im neuen Jahr. Weiterhin will ich mein Esstagebuch in nächster Zeit dann noch um die Sparte "Hunger" und später "eigentlichen Bedürfnis" erweitern. Zum Beispiel saß ich gestern abend auf dem Sofa mit TV und wollte ständig noch ein Brötchen pur essen. Mein Freund hat mich gefragt, ob ich den noch Hunger hätte, was ich verneinte. Ich habe mich dann gefragt, warum ich essen will und was ich eigentlich möchte. Ich bin aber nicht darauf gekommen.

 

Heute Morgen im Halbschlaf habe ich noch ein bisserl im Hirnkasterl geforscht. Ich kann mich halt erinnern, das wir schon als Kindergartenkinder gewohnt waren, das fast immer was am Wohnzimmer-tisch zum Essen stand. Klar war es oft auch mal Obst, aber eben auch Nüsse, ab und zu Knabbereien und zu den Feiertagen entsprechend Plätzchen, Lebkuchen und Schokoladeneier.

 

Des weiteren habe ich mich beim erinnern zu gewundert. Beim Obst waren meine Eltern, vor allem meine Mutter im gut dabei. Bei den unnötigen Sachen hat mein Papa oft die Nüsse für uns geknackt, die Äpfel geschnitten und die Plätzchen nachgefüllt. Beim mitessen waren meine Eltern dann über eher zurückhaltend und haben mir und meinem Bruder das meiste davon gelassen. Na, meine Mutter konnte sich nicht so gut beherrschen. ;-)

 

Ich denke mal, das die Teller erneut aufgefüllt wurden, wenn wir Kinder im Bett lagen. Den von Nichts kommt Nichts! Sie wollten uns, denke ich mal, ein gutes Beispiel sein und mit Bedacht zulangen.
Für mich gehört das Naschen und Knappern, egal ob Ungesundes oder Obst, irgendwie dazu. Ich sitze vor dem Fernseher und irgendwann kommen die Gedanken ans "Essen wollen" in mir hoch. Einfach so, oder vielleicht auch, weil der Film langweilig ist. Das ist ein Verhalten, welches ich nun seit meiner frühesten Kindheit gelernt, vorgelebt und selbst übernommen habe. Ich kann es natürlich ändern, den inzwischen bin ich schon längst erwachsen. Es fällt mir nur so ungemein schwer und dieser endgültiger Gedanke "nie wieder am Abend zu naschen", was natürlich Quatsch ist ...

 

Für mich ist es inzwischen wichtig geworden, das ich die Wurzeln meiner destruktiven Essmuster finde, damit ich mich damit beschäftigen kann und sie auflöse.

 

Von einer meiner Therapeutinnen aus der Tagespsychiatrie habe ich erfahren, das Essstörung auf alle Fälle heilbar ist. Voraussetzung ist: mitzuarbeiten, an mir selbst arbeiten und jahrelange Geduld. Richtig: jahrelange Geduld!

 

Sie hat gemeint, es wird immer wieder Rückschläge geben und gerade am Anfang sollte ich nicht zuviel von mir erwarten und ich sollte meine Motivationen einen kleinen Gang runterschalten. Den ich bin wieder zuviel Motiviert. Das erinnert stark an die große Abnahme nach der Schlauchmagen OP, wo ich dann bei 48 kg gelandet bin. Also das andere Extrem. Damit ich etwas gelassener werde und nicht so extrem auf ganz oder garnicht gehe, sollte ich eben ein unkompliziertes Esstagebuch führen und einfach die bisher erarbeiteten Tools immer wieder üben. Aber nicht traurig sein und mir die Schuld geben, wenn es nicht so oft klappt, wie ich mir das vorstelle.

 

Ansonsten haben wir heute Vormittag das sonnige Wetter und die knackigen Temperaturen genossen. Wir waren 2,5 Stunden draußen an der frischen Luft. Ein paar Schritte gehen und unsere Köpfe durchpusten lassen. Hat sehr gut getan.

 

Für Anfang Dezember haben wir spontan 3 Tage in Regensburg gebucht. Wir wollen uns alle 4 Christkindles-Märkte ansehen und uns schöne Stunden zu zweit bescheren.

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