Mein Blog braucht eine digitale ausZEIT.
Ich merke schon seit Wochen das mir der Drive zum bloggen fehlt. Das Schreiben brauche ich nach wie vor, allerdings bin ich zu meinen Wurzeln zurück. Ich schreibe ganz altmodisch mit Stift und Heft ein Tagebuch.
Das ist anstrengend, viel anstrengender als Bloggen. Es gibt keine Löschtaste. Was geschrieben ist, ist geschrieben. Damit ich es später wieder lesen kann, muss ich lernen langsam und sauber zu schreiben. Gerade die ersten Einträge ist mir das verdammt schwer gefallen. Schnell hingekritzelte Rechtschreibfehler sind eine Tatsache. Beim ersten Fehler hätte ich noch am liebsten....
die Seite herausgerissen oder noch schlimmer: das ganze Buch in den Mülleimer geschmissen. Das wäre ein verdammt teures Tagebuch schreiben geworden.
Nach über einer Woche kann ich meine Fehler gut tolerieren. Ich schreibe bunt, je nach Laune. Boah, das war eine Überwindung, weil es in meinen Augen nicht perfekt ist. Dabei ist es doch perfekt "ich", weil ich es in dem Moment genau so möchte.
Beim ersten Eintrag hat mir nach wenigen Zeilen meine Hand weh getan. Sie war total verkrampft, weil ich schon ganz lange nicht mehr am Stück geschrieben habe. Wann mache ich das schon mal? Der Einkaufszettel, eine kurze Notiz. Aber schreiben am Stück? Das war das letzte Mal in der Schule, glaube ich schon fast.
Die ersten beiden Einträge waren daher sehr kurz gehalten. Außerdem hat mich das Tagebuch verunsichert. Kann ich da alles reinschreiben? Klar kann ich, wenn nicht ins Tagebuch, wohin den dann. Da liest es keiner, nur ich. Und trotzdem erfordert soviel ungeschönte Ehrlichkeit gegenüber sich selbst sehr viel Mut.
Nach über einer Woche bin ich nun eine fleissige Tagebuchschreiberin geworden. Je mehr in in mein Tagebuch eintrage, umso besser geht es mir mit mir selbst. Ich habe keine Instagrammbedürfnisse mehr, wo ich eh nur ein paar Bilder hochgeladen habe. In Facebook war ich, um mehr einer bestimmten regionalen Gruppe beizutreten. Als man mich aufgefordert hat, mich dort etwas persönlicher und genauer vorzustellen, bin ich ausgetreten. Es dauert halt seine Zeit um sich zu öffnen, das geht nicht mehr so holterdiepolter. So wie bei meinem analogen Tagebuch.
Das hier ist mein digitales Tagebuch, ich habe viel Ballast hier ablasen können. Aber für den Moment ist es nicht der Ort, wo ich sein will. Jetzt wo es bei meiner Arbeit um meine ureigenste Substanz geht, muss ich das für mich ganz alleine machen.
Schreiben hilft mir. Ich will nicht reden, ich will schweigen und schreiben. Das merke ich nun auch zu Hause. Wenn wir unsere Sonntagswanderungen machen, könnte ich das auch, ohne das ein Wort über meine Lippen kommt. Einfach weil ich mich auf mich, die Anstrengung, die Natur, die Luft konzentriere. Da brauche ich keine Unterhaltung mehr, das ist für meinen Geist Unterhaltung genug.
Ich weiß auch, das ich da echt aufpassen muss. Wer will schon einen Menschen an seiner Seite, der am liebsten gemeinsam schweigt. Ich geniesse die Anwesenheit meines Partners, sein Lächeln, seine konzentrierten Stirnfalten wenn er beruflich was Neues ausheckt. Ich muss nicht mehr viel reden. Leider vielleicht auch, den ich möchte nichts riskieren.
Aber jetzt heißt es für mich erst einmal Frieden mit mir selbst zu machen. Und das kann ich am besten mit einem Stift und viel Papier.
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