Heute Morgen war um kurz nach vier Uhr die Nacht für uns vorbei. Wir sind beide aufgewacht weil wir mal auf das Örtchen mussten. Nur das meinem Mann dann sogleich auffiel, das unser Kater Oskar nicht auf seinem Stammplatz liegt und überhaupt .... gestern Abend beim Fernsehen hat er uns auch nicht besucht - überhaupt nicht besucht!
Das ist besagter Kater Oskar. Echt systemrelevant in unserm Haushalt und vor allem in unseren Herzen. Ich bin dann noch im Schlafanzug um unser Haus getappst, habe Oskar mehrmals leise (ja, man kann auch leise rufen) gerufen, aber von Oskar keine Spur. Dafür waren wir dann wach, also ich auf alle Fälle.
Gegen 6:00 Uhr, nachdem ich auch durch Nachbars Garten gepirscht war und nasse Füsse hat, kam auch unser Oskar endlich um die Ecke. Vollkommen ausgehungert und ganz schmusebedürftig. Unser Kater hat nämlich immer einen Stammplatz über Nacht und der wird nur in Notfällen nicht in Beschlag genommen. Keine Ahnung war heute Nacht für ein Notfall war.
Nun den, ich war seit vier Uhr morgens auf den Beinen und schon im 9:00 Uhr hat das erste Hungergefühl an mir genagt. Klar. Aber ich war tapfer, weil ich will ja diese 16/8 machen. War dann auch gut beschäftigt mit meinem Hausarzt. Der mich jetzt überigens zum Neurologen schickt mit Verdacht auf Kapaltunnelsyndrom. Egal, nach dem Hausarzt zu unserer Getreidemühle und mal wieder mit insgesamt 10 kg Mehl rausmaschiert. Dinkelmehl und Roggenmehl. Eines für den Kuchen und das andere für die Brote.
Auf dem Heimweg noch kurz einkaufen gewesen und dann ging aber auch nichts mehr. Ich hatte HUNGER und dann sind mir die Stunden egal. Ich habe etwas über 15 Stunden gefastet und dann mit einem Grinsen im Gesicht meinen leeren Magen befriedigt. Es gab Mozarella und Avocado mit Zitronenöl, leicht gewürzt. Und einen Esslöffel voll mit Dinkelmüsli und Mandelmilch. Lecker wars und ich bin angenehm satt.
Mein Hunger ist einfach Systemrelevant und so einen Hunger wie heute Vormittag, das hatte ich schon seit Jahren nicht mehr. Es hat sich geil angefühlt, ich kann die Sprache meines Magens verstehen. Endlich wieder. Aber gut, mein Magen muss schon noch ziemlich laut brüllen, bis er sich Gehör verschafft, aber es klappt wieder besser.
Apropo Systemrelevant. Gestern nett mit meinen Brüdern eine Videokonferenz gemacht und dabei ist uns aufgefallen: beide haben einen Symstemrelevanten Beruf. Die sind nicht sexy, die Berufe. Der eine ist Elektroniker und Leiter von Stadtwerken und der andere Heilerziehungspfleger und betreut erwachsene, behinderte Menschen.
Ich hatte einen sexy Beruf: Hotelfachfrau und Kauffrau für Marketing. Habe mir die Welt angesehen, sie jahrelang umsegelt und tolle Marketingkampagnen gefahren, nach meiner Umschulung. Sex sells heißt es ja immer. Nicht in Zeiten von Corona. Meine beiden Berufe sind gerade so war von "out". Mein Ziehsohn ist Hotelfachmann und war einer der ersten, der gekündigt wurde. Jetzt schleppt er ganz unsexy Kisten in einem Getränkemarkt. Scheiß auf "Sex sells" im Beruf.
Mein anderer Bruder ist Mediengestalter und arbeitet nebenbei in einem Bowling-Center an der Theke. Er kann sich nicht mal mehr die Miete leisten. Dabei meinte meine Mama früher immer: gegessen wird immer. Das stimmt, da hat sie vollkommen Recht. Nur das jetzt wieder zu Hause gegessen und gekocht wird. Gastronomie wird hier erst wieder frühestens zu Pfingsten aufmachen. Und auch dann läuft es viel langsamer als vorher.
Ob Menschen mit Systemrelevanten Berufen bei anderen plötzlich besser in ihrem Ansehen dastehen. Meine Leihtochter wollte ursprünglich in einem Bioladen ihre Lehre machen. Im Verkauf und für den Hintergrund. Ihr Bruder hat die Augen verdreht und gefragt, was sie als Karriere im Blick hat. Sie wäre dann ja "nur Verkäuferin". Jetzt ist er ein "nur Verkäufer", weil seine Karriere nicht mehr gefragt ist, im Augenblick Und er findet seinen "Nur-Job" auch noch richtig gut. Ich muss mal kurz in mich rein lächeln. Gut das die Corona-Krise auch so manche Scheuklappen von den Augen reißt und der Effekt hoffentlich ein wenig länger bleibt.
Demut würde so manchem gut stehen, der früher auf vermeintlich niedriger Berufe hinabgesehen hat.
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