... zur inneren Mitte und Ausgeglichenheit. Das gilt bei mir nach wie vor für die Bereiche: Essen, Gewicht, Körperbild und Sport - Bewegung. Der Weg dahin ist nicht immer einfach und ich neige weiterhin mal hier, mal dort zu Extremen. Verdammig aber auch ;-).
Im Moment bin ich übermotiviert was das sporteln in den eigenen vier Wänden angeht. Ist aber auch eine Krux mit mir. Da mache ich 35 Jahre überhaupt keinen Sport, außer den mir damals verhasste Schulsport, steigere mich langsam mit meinem Schatz und biege irgendwann zwischendrin immer mal wieder auf die Extrem-Straße ab.

Gerade die letzten Tage übertreibe ich es wieder damit. Es ist nicht so, das ich jetzt stundenlang am Stück Sport mache. Nein, überhaupt nicht. Aber ich ertappe mich dabei, das ich mir zwischendurch immer wieder meine Reifen schnappe. Vorzugsweise den Neuen. Und zwar nicht weil er Neu ist, sondern einfach weil er schwerer ist und daher in meinen Augen mehr für mich tut. Quatsch mit Soße.
Zwischendrin kneife ich die Pobacken zusammen und zwar so lange und so intensiv, das ich am nächsten Tage einen Muskelkater habe. Mache kleine, aber feine Übungen am Herd oder beim Zähneputzen.
Wenn mein Mann Auto fährt, dann liebt er das schnelle Beschleunigen. Ich mag das in der Regel überhaupt nicht. ABER, habe ich doch glatt entdeckt, das man das gut für Bauchmuskeltraining
hernehmen kann. Sprich: sobald ich schnalle das mein Mann gleich aufs Gaspedal tritt oder bremsen muss, rücke ich unaufffällig mit dem Oberkörper von der Autositzlehne ab und versuche mich
alleine durch Bauchmuskelkraft stabil zu halten und gegen die Fahrtrichtung anzugehen. Klappt auch super und hervorragend, wenn man unauffällig die Fußsohlen in der Luft schweben lässt, während
der Fahrt oder des Bremsens.
Ich mag das Gefühl meiner wirklich gestärkten Bauchmitte sehr. Zu sehr, befürchte ich. Nicht das ich ein Sixpack hätte, oh no, dazu ist die Haut darüber zu weich und es ist zum Glück eine gesunde Schicht Fettgewebe darunter. Aber es ist ein für mich extremes Verhalten.
Sport hat dann manchmal nicht mehr nur mit Spass an der Bewegung zu tun, sondern mit ungesunden Ehrgeiz in meinem Fall.
Es isst sich halt auch besser, wenn der Körper vorher was geleistet hat. Im Grunde ja eine gute und richtige Einstellung, die ich vor ganz vielen Jahren an mir vermisst habe. ABER, in Kombination mit einer Essstörung ist das immer ein Warnzeichen.
Ich erarbeite mir aber auch immer mehr kleine Werkzeuge, die mich in Balance halten. Das schwingen mit HulaHoop Reifen ist natürlich klasse. Schon alleine deswegen, weil ich plötzlich merke, das ich etwas richtig gut kann, im sportlichen Bereich. Und weil ich etwas kann, wo mein direktes Umfeld (Mann, Familie) nicht so mithalten kann. Während meiner kompletten Schulzeit war ich sportlich nicht gut und war immer die letzte, die mit in die Mannschaft gewählt wurde. Das war ein frustrierendes Gefühl, das sich bis in meine erwachsene Welt durchgezogen hat. Umso mehr geniesse ich jetzt, das es da etwas gibt, wo ich auch mal zu den "Guten" gehöre.
Vor einigen Tagen habe ich mein Yoga wieder aufleben lassen. Ich hatte das Wochenende so einen inneren Drang mich zu entspannender Musik zu dehnen und zu strecken. Also Matte raus und rauf mit mir. Mit jeder fliessenden Bewegung ist es ruhige in mir geworden. Meine ständigen Gedankenkreise wurden langsamer und irgendwann war ich ganz bei meinen Bewegungen und der Musik. Das hat so unendlich gut getan und da geht es bei mir nicht um Kalorien oder Muskelaufbau, sondern um runterkommen und Atemtechnik.
Sie ist also wieder bei mir, die Yogamatte. Raus aus dem Wohnzimmer, runter in mein kleines Zimmer. Gestern ein paar Yoga-Moves zu Meditiationsmusik gemacht, noch ein paar Callanticsübungen für meine Bandscheibe und von da aus gleich in die Meditation übergegangen. Diese knappe halbe Stunde hat mich durch den kompletten restlichen Tag getragen. Es war, als wären meine Seele, meine Nerven ich Watte gepackt und alles konnte an mir abprallen, was mich sonst leichter genervt hat. Vom Gefühl her einfach so, als würde sich komplette Ruhe über einen senken. So habe ich das gestern noch restlichen Tag gefühlt.
Was mir ebenfalls ein gutes Gerüst für schwere Phasen gibt sind folgende Dinge:
- frisch und saisonal Kochen (Kochen ist wie Meditation für mich, ich komme zur Ruhe)
- Kein Industriezucker -> kein Graving nach Süßem -> Erleichterung für die Psyche
- Malen bei Meditationsmusik und dabei die Gedanken fliessen lassen
- HulaHopp wenn ich gestresst, traurig oder wütend bin oder einfach zuviel Energie spüre
- Muskeln trainieren, wenn ich mich selbst spüren möchte (bisher war das ja immer Essen)
- wenn ich Traurig bin kuscheln meine Katzen gerne mit mir. Sie zu streicheln erdet mich.
- Raus in die Natur - wenn ich uralte Bäume sehe und Vögel höre, dann setzt das vieles in Relation und meine vermeintlichen Probleme sind nicht mehr so groß.
- Meditation - weil ich mich danach so voller Ruhe und Gelassenheit fühle
- Ausgewogene Ernährung, weil erzwungeren Verzicht (damit meine ich nicht Verzicht auf Nahrungsmittel, die bei mir körperliche Beschwerden auslösen. Darauf verzichte ich sehr gerne und freiwillig) bei mir eher stoisches Verlangen auslöst. Wenn ich mich dann auf das Nahrungsmittel stürze, fühle ich mich wie eine Versagerin. Also erlaube ich mir alles und brauche vermeintliche Sünden nur noch selten, weil viel weniger Verlangen da ist.
- meine Schmetterlingsumarmung, die gute Gefühle erzeugt
- EMDR mit meiner Therapeutin
- meine Therapie
Und mit der Therapie habe ich wirklich sehr viel Glück. Die Dame packt mich richtig an, schont mich nicht, aber bringt viel aus mir raus. Ich habe ihr in der kürze der Zeit viel mehr erzählt, das ich in all den anderen Therapien jemals zusammen genommen erzählt habe. Jetzt weiß ich auch, was es heißt: zu meiner Therpeutin hab ich einen Draht.
Neues erfordert Mut und ich fühle mich gerade sehr mutig!
Nur das mit dem Mittelweg ..... das muss ich noch üben. Wird schon.
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