
Letzten Mittwoch hatte ich wieder meine Therapiestunde. Meine bisher schwierigste Stunde.
Die Nachwehen ziehen sich bis heute- und Heute ist Freitag.
So ganz stimmt das nicht. Also es fing damit an, das ich am Wochenende plötzlich wieder in eine tiefe Traurigkeit gerutscht bin. Mir komplett schleierhaft. Wir lagen nämlich ganz entspannt bei strahlendem Sonnenschein auf der Terasse. Hatten vorab noch einen netten, lockeren, fröhlichen Plausch.
Mein Mann ist dann eingschlafen und ich wollte es ihm gleichtun. Gerade als ich so abglitt in die leichte Schlafphase, riss mich ein ein tiefes Trauergefühl aus der Schläfrigkeit.
Ich habe mich dann noch ermahnt, das das jetzt vollkommener Quatsch ist und meine Psyche gerade überhaupt keinen Grund dazu haben kann.
Aber die Unruhe war da und ging nicht mehr weg. Mit den gemütlichen Nachmittagsschlaf war es erst einmal vorbei. Ich habe mich dann mit meiner Lieblingsmusik abgelenkt, habe gelesen und wir sind später dann auch noch in einen wunderschönen, lauschigen Biergarten gefahren.
Das Gefühl blieb und wurde einfach nur stärker. So haben wir am Mittwoch in der Therapie spontan das Programm umgeschmissen und wollten uns um mein Inneres Kind kümmern.
Ich muss dazu sagen, das ich so was wie das Innere Kind oder irgendwelche Aktionen aus meiner frühen Kindheit, die mich jetzt noch beeinflussen sollen .... naja, ich habe dem überhaupt keinen Glauben geschenkt und hielt das immer für Humbug und Geldmacherei.
Bis ich dann mal wieder Tränenüberströmt bei meiner Therapeutin auf dem Stuhl saß und es mich schüttelte. Ich fühle mich oft einsam, alleine unter lieben Menschen oder der Familie, entwurzelt, Heimatlos. So beschreibt es das Gefühl am Besten. Solche intensiven Gefühle habe ich auch schon als Kind gehabt. Mit 10 oder 12 stand ich in der Küche, die Familie im Haus verteilt und ich habe mich in dem Alter schon gefragt, was ich hier alleine tue. Ich bin alleine! Das war mein Gefühl.
Wir haben mit Übungen versucht mein Inneres Kind an einen Wohlfühlort zu führen, das konnte ich nicht, mich haben die nächsten Heulkrämpfe geschüttelt. Schon der Gedanke daran, mein Inneres Ich virtuell an einen schönen Ort zu führen und es dort alleine zu lassen ..... ich konnte es nicht. Es wäre mal wieder alleine.
Es war eine sehr Tränenreiche und schwere Stunde mit viel EMDR, viel Kopfweh und einer bleiernen Müdigkeit.
Leider glaubt mein direktes Umfeld nicht an Innere Kinder und Verletztungen aus der Vergangenheit, die sich heute noch Auswirken. Und so saß ich am Mittwoch Abend wie ein begonssener Pudel da, als ich mir ein halbstündiges Stakkato anhören durfte und habe das für mich einzig mögliche getan: GESCWIEGEN!
Am Ende stand die ganze Beziehung auf dem Prüfstand und ich habe mir sagen lassen müssen, das mein Inneres Kind und der ganze Quatsch einfach nur ankotzt.
Das isoliert mich noch mehr und lässt mich sehr, sehr hilflos zurück. Ich versuche zu verstehen, den bis dato war das Innere Kind für mich ja auch nur Humbug. Ich weiß ja, mein Umfeld tut sich schwer damit oder kann es nicht aktzeptieren, weil sie nicht in meinen Schuhen stecken.
Gesundwerden auf Knopfdruck funktioniert nun mal nicht. Das ich seit Jahren mit dem Scheiß herum mache, das ist für andere nervig. Für mich manchmal näher am Tod als am Leben.
Mir fehlt neben der Therpie ein angemessener Gesprächspartner, mit dem ich das Teilen kann, was so in meinem Kopf vorgeht. Die Therapie will einfach auch verarbeitet werden. Und ja, ich will ja auch nicht, das sich alles um mein Leben mit Depression dreht. Aber in akuten Schüben ist es nun einmal mein dringlichstes Thema.
Kommentar schreiben