
Mein letzter Eintrag hat mich sehr beschäftigt und war auch im Nachgang harte Arbeit für mich. Er hat mich seelisch und körperlich sehr erschöpft und ich war unruhig. Er hat im wahrsten Sinne des Wortes in mir gearbeitet und neue Kräfte freigesetzt.
Mehr den je bin ich mir nun sicher, das ich mithelfen möchte. Ich weiß aus vereinzelten Gespräche und hinter vorgehaltener Hand, das es auch andere Menschen mit Depression gibt, die nicht auf Medikamente ansprechen und denen es so geht wie mir. Es macht die Dinge teil schlimmer.
Ich bin mitnichten eine Tabletten- oder Medikamentengegnerin. Ich selbst erlebe immer wieder, wie sehr mit Medikamente helfen. Ich habe bei meinen Mitpatienten erleben dürfen, wie gut ihnen AntiDepressiva getan hat und die Medikamente sie bei der Heilung oder dem aufhalten der Depression geholfen hat.
Ich weiß durchaus - ich bin eine Minderheit - wir, bei denen die Medikation nicht hilft - wir sind eine Minderheit.
Umso wichtiger finde ich, das man uns gerade deswegen ersten nimmt. Ich kenne die Ratschläge von meinen Ärzten nur zu gut, das ich ohne AntiDepressiva aufgeschmissen bin, das ich wieder dahin zurückgehen werde. Das es mir mit den AntiDepressiva vielleicht schlecht gehen mag, aber ich ja gar nicht wüsste, wie schlecht es erst ohne die Medikamente sein könnte.
Es muss auch für Ärzte ein machtloses Gefühl sein, wenn das, was sie jahrelang studiert haben, nicht bei jedem funktioniert. Es gibt auch vereinzelt Bücher darüber, wo Betroffene berichten, was Medikamente bei Depression bei ihnen anrichten. Ich habe Eines gelesen und in andere reingelesen. Ich mag sie nicht, sie sind reißerisch und verteufeln die AntiDepressiva. Dabei wird dann leicht vergessen, das sie beim großteil der depressiven Menschen einen hohen Nutzen haben.
Ich würde grundsätzlich auch jedem depressiven Menschen raten, sich in die Hände von Psychiatern und Psychologen zu begeben und die Möglichkeiten auszuschöpfen, so wie ich das über viele Jahre getan habe.
Mit meiner jetztigen Therapeutin mache ich die bisher größten Fortschritte. Und was meine langjährige Essstörung angeht - mit ihrer Therapiemethoden habe ich auf jeden Fall die allergrößten Chancen. So gut stand es noch nie, wie es jetzt steht!
Und trotzdem möchte ich wachrütteln für unsereins. Nur weil AntiDepressiva bei mir nicht wirken und es mit ohne diese Medikamente besser geht, heißt es nicht das ich gesund bein. Das einzige verschreibungspflichtige Medikament für meine Depression ist das hochdosierte Johanniskraut, das ich nun schon seit vielen Jahren nehme. Es hat keinerlei Nebenwirkungen bei mir und es ist quasi ein gutes Fundament für mich, worauf ich meine anderen Alternativen setzten kann. Kurzum, es hilft in der Basis und im Alltag. Es hilft nicht bei Spitzen oder Schwankungen.
Letzte Woche hatte ich einige Termin für mich. Drei davon ging es nur um mich, meine Psyche und meinen erneuten Rentenantrag. Also nicht so eine Kleinigkeit wie Sport oder Frisör oder Sauna - die mich allerdings auch extrem stressen können, wenn es zuviele davon in einer Woche gibt.
Aber dieses zweimal Psyche und einmal Rente - das war zuviel. Jetzt schafft es wieder keine meiner Alternativen (wie damals auch die chem. Medikamente) mich runterzufahren. Ich bin ständig müde, aber unruhig und angespannt. Wenn ich schlafe, habe ich einen unruhigen Schlaf und wache nicht mehr erholt auf. Ich versuche zu Meditieren, den das hilft oft. Aber die innere Anspannung ist so hoch, ich dringe einfach nicht mehr durch.
Bis vor 4 Wochen war es so, das ich fast jede Nacht kurz vor dem Einschlafen hochgeschreckt bin und plötzlich von diffusen Ängsten und einer tiefen Traurigkeit übermannt wurde. Das konnte dann von wenigen Minuten bis zu einer Stunde dauern, bis ich wieder untern war und einchlafen konnte. Durch die schlaflosen Nächte meines Mannes und das ausprobieren von Hilfen bin ich auf Melantonin gekommen.
Ich nehme also seit 4 Wochen eine halbe Stunde vor dem Bett 2 Melantoninkapseln (1mg Wirkstoff) und komme so gut zu einer ersten Ruhe. Im Bett selbst habe ich noch so ein Melantoninspray, davon nehme ich zwischen 6 - 8 Sprühstöße (2 Sprühstöße sind 1mg Wirkstoff). Mit insgesamt 4 - 5 mg Melantonin aus der Apotheke schaffe ich es nun endlich ohne Unterbrechung in den Schlaf zu kommen. Kein Hochschrecken mehr, keine difussen Ängste. Spätestens 10 Minunten nach dem Spray schlummer ich wie ein kleines Baby und schlafe seelig ein.
Seit dieser Woche ist meine Anspannung wieder so hoch, das ich zwar müde bin, aber ich habe das Gefühl innerlich zu vibrieren und komme nicht zur Ruhe. Melantonin, Meditation, CBD, Johanniskraut oder Saunagänge hin oder her. Funzt grade nicht.
So ging mir das aber auch mit Stangyl oder Opipramol. Ab einem gewissen Stadion der Anspannung oder Depression half das einfach nicht mehr. Und dazu waren und sind die Nebenwirkungen die mir die Medikamente dann auch noch bescheren, viel zu groß bei mir.
Ebenso Stimmungsaufheller und Antriebssteigernde Medikamente. Es ist einfach nicht schön, wenn man unter Medikamenteneinfluss ständig seinen Kopf im Holzspalter sieht und innerlich das Splittern der Knochen hört - obwohl man das auf keinen Fall möchte! Solche Gedanken haben sich unter dem Einfluss von Medikamente einfach meiner bemächtigt und mich über Tage in schlimme Akutphasen geworfen.
Keine AntiDepressiva einzunehmen, heißt nicht das man sie nicht brauchen würde. Es heißt in meinem Fall nur: ich vertrage sie nicht. Der Nutzen ist deutlich geringer bis gar nicht vorhanden und steht in keinem Verhältnis zu den Nebenwirkungen.
Ich mein, ich esse doch auch keine Milchprodukte, wenn ich weiß das ich eine Laktoseintoleranz habe. Und kein Arzt macht einen Fuzz drauß, wenn man sagt das man normales Pflaster nicht verträgt, weil man eine Pflasterallergie hat. Das wird ganz selbstverständlich zum sensitiven Pflaster gegriffen. Warum also diese Ängste und das Todschweigen darüber, wenn AntiDepressiva nicht immer Helfen können? Warum dann keine Unterstützung bei der Suche nach Alternativen?
Für die Zukunft wünsche ich mir, das das ernst genommen wird und nicht als Einbildung meinerseits oder anderer abgetan wirde. Ich bin keine Rebellin, keine Impfverweigerin (ich bin sogar schon geboostert) sondern es wirkt einfach nicht so, wie die Pharmaindustrie das geplant hat. Und nur weil es eventuell bei 1 von 1.000 nicht funktioniert, heißt das nicht das der "eine" sich das nur einbildet.
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