
Trotz Tiefdruckgebiet in mir drin - ich tue alles dafür das es mir besser geht.
Und dafür kommt das Konfetti gerade richtig.
Eben habe ich mich einfach nur dafür belohnt und mich gefeiert, weil ich mir heute Nachmittag die Mütze Schlaf erlaubt habe, die mein Körper gerade fast jeden Tag extra einfordert.
Was passiert wenn ich dem nicht nachgeben? Leider eine ganze Menge und das baut sich dann über Tage auf und entlädt sich mit einem Knall der mir überhaupt nicht gefällt.
Mein erneuter BlackOut hat sich über Wochen angekündigt. Ich stehe unter Strom und setzte mich selbst unter Druck. Letzte Woche ist dann mal wieder meine persönliche Kapitulation passiert.
- 1 Packung Erdbeerschaumzucker
- 1 normale Packung Toffifee
- 1 Packung Salt % Vinegar Chips
All das habe ich zusätzlich an einem Tag zum normalen Essen in mich hineingestopft. Und ja, das hat mit gezielten Pausen und etwas Organisation auch in einem Schlauchmagen Platz.
Wie es soweit kommen konnte. Ich war emotional und körperlich am absoluten Tiefpunkt angelangt. War den ganzen Tag müde, wollte nicht mal mehr in die Sauna, geschweige denn am nächsten Tag ins Training. Schon alleine die Treppen ins OG haben mich geschafft und ich hing wie ein Schluffi in der Kurve.
All diese Termine: Pschiaterin, Rentenberatung, Psychotherapie - das war zuviel in einer Woche. Dazu die Lebkuchenbäckerei und er ganz normal Alltag und der emotionale Stress wegen dem Erbe, der überhaupt nicht sein muss und von meinen Eltern hausgemacht ist.
Ich bin dann explodiert und habe all das ungesunde Zeugs gefressen und in mich hineingestopft, obwohl mir schon übel war und der Bauch echt gespannt hat. Ich habe mich neben dem Stopfen zeitgleich vor mir selbst geschämt und kam trotzdem nicht dagegen an. Das hat mich noch mehr mit mir hadern lassen und ich habe mich noch mehr geschämt und mich als absolute Versagerin gefühlt.
Zum Glück hat es da meine Therapeutin. Wir haben das alles aufgedröselt und mit jedem Satz den ich sage, frägt sich mich immer tiefer in meine Psyche rein.
Wenn ich emotional und körperlich so am Ende bin, dann schaltet mein Hirn aus und der über Jahre antrainierte, falsche Überlebensmodus übernimmt das Kommando und dann passiert eben sowas.
Was ich aber seitdem auch weiß: Früher (vor meinem Schlauchmagen und er Therapie) hatte ich mehrmals die Woche genau solche Fressattacken und da ging noch viel mehr in meinen Magen rein.
Heute passiert mir so etwas nur noch alls 8 - 10 Wochen mal und das macht mich bei aller Scham auch irgendwie stolz. Muss man erst mal schaffen. Von da komme ich her, von 4 - 5 wöchentlichen Fressattacken und so einen weiten Weg bin ich schon gegangen.
Nach dem Explodieren und dieser Attacke war das Thema Essen dann auch wieder vorbei. Der kam, sah, siegte über mich und ging dann wieder sang und klanglos um die Ecke. Zum Glück!
Zum Glück weiß ich vom Kopf her inzwischen, das mich das nicht mehr dick macht, den dazu passieren sie inzwischen in einem zu großen Abstand. ABER, ich weiß das nur vom Kopf her. Mein Gefühl und mein Seelenleben gehen da noch überhaupt nicht mit. Und ich vertraue dem auch noch nicht - dem Aufhören.
Sobald ich in der Nacht wach werde, taste ich nach meinen Beckenknochen. Sind sie noch zu spüren oder klebt schon wieder zuviel Körperfett an mir.
Was mein eigentliches Bedürfnis ist, wenn ich so einen Essanfall habe?
Ruhe, ich will einfach nur meine Ruhe! Ich bin dann wirklich körperlich und geistig sooo leer - also keine Trauer - einfach nur absolut leer. Da geht nichts mehr. Aber bei dem Level übernimmt noch mein Notfallprogramm. Erwische ich den Zeitpunkt schon weit vorher, was ich ja inzwischen die allermeiste Zeit tue, dann erkenne ich das wirkliche Bedürfnis und kompensiere nicht mit Essen. Ist der Zeitpunkt überschritten, dann habe ich keine Kontrolle mehr über mein Handeln.
Mein Problem ist hier begraben:
Ich schäme mich extrem, das ich so schnell erschöpft bin und so oft Pause brauche. Ich schäme mich auch dafür, das mir selbst die Freizeit - also die Sauna - zuviel werden kann und ich am liebsten schlafen möchte.
Wenn ich ab und zu mal ein Training pro Woche absage, dann schäme ich mich dafür. In meinem Kopf sitzt noch das Programm: "ich sage das Training ab - weil ich einfach keinen Bock habe und zu Faul dazu bin"
Das lief früher ja immer bei mir und ich hatte oft keinen Bock auf Sport - Sport ist Mord. Das das schon seit vielen Jahren nicht mehr so ist, habe ich noch immer nicht verinnerlicht. Ergo, sobald ich nicht gehe, weil ich körperlich zu erschöpft bin, sage ich mir selbst: du bist nur zu Faul! Ich bin dann extrem hart zu mir und gestehe mir die Pause nicht zu.
Wenn ich also all das ignoriere und stur meine Termin- und Sportroutine fahre und mich damit irgendwann überfordere und es eben ignoriere - dann kommt es zu solchen Essanfällen. Pause machen, weil ich es brauche, heißt innerlich für mich immer noch "einfach einen faulen Tag machen wollen, weil ich keinen Bock habe".
Wenn ich zu müde bin, dann bin ich manchmal sogar zu müde um nach der Sauna noch Essen zu gehen. Schon die ganzen Menschen in der Sauna können mich anstrengen, trotz der Erholung und das ich soviel wie möglich die Augen schliesse um mich abzugrenzen. Wenn ich aber zu oft "Nein" sage, gerade in der gemeinsamen Freizeit, habe ich gleichzeitig Angst, das mein Mann irgendwann aufgibt und mich ziehen lässt.
Wir haben da gestern abend auch noch ganz lange darüber gesprochen. Das tut er natürlich nicht und ich kann mich sehr glücklich schätzen, das ich so einen tollen Menschen an meiner Seite habe.
Ich war gestern erst mal echt erschrocken, was für Programme an Scham und Selbstverletzung da in mir ablaufen, dir mir bis dato nicht mal im Ansatz bewusst waren. Das jetzt aber zu wissen, hilft mir wieder ein ganzes Stück weiter.
Und weil ich auf Grund von vielen Dingen im Augenblick halt sehr oft und auch tagsüber extrem müde bin, habe ich mir heute meine Nickerchenrunde auf dem Sofa gegönnt. Und siehe da, ist mein Körper wieder ausgeruht und hat wieder etwas Energie für den restlichen Tag zur Verfügung, will er auch nicht zwischendrin Schund essen. Es wäre so einfach.
Irgendwann knack ich dieses bescheuerte Notfallprogramm auch noch. Zu erkennen, das es da überhaupt eines gibt und was die Auslöser sind und was ich tun kann, das ist ein erster und wichtiger Schritt, es zu knacken. Darauf etwas Konfetti in mein Haar!
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Tanja (Felidschita) (Samstag, 27 November 2021 11:24)
Ui ui ui!
Ich hätte nicht gedacht, dass es dir so schlecht geht. Wenn du im Forum schreibst, liest sich das immer so stark und positiv.
Und doch… erkenne ich mich wieder. Das manchmal vielleicht ein bisschen überdrehte. Einerseits.
Und dann das ganz andere. Wo man nur seine Ruhe haben will und doch kommt man innerlich nicht dazu.
Ich hatte vor 11 Jahren eine sehr schwere Episode. Seit dem nehme ich Antidepressiva. Immer das gleiche und komme gut klar damit.
Ich war auch in einer Klinik. Zur Reha. Und es war toll dort.
Mittlerweile habe ich immer mal einen schlechten Tag, oder auch mal 2, aber so schlimm wie vor 11 Jahren war es zum Glück nicht mehr.
Ich wünsche dir, dass du deinen Weg findest ( Wald vor Bäume nicht sehen..), dass du Menschen findest, die deinen Weg verstehen und dich unterstützen und begleiten und ihn vielleicht ein wenig die Steine weg räumen.
Alles gute für dich ♥️
StraightOn (Samstag, 27 November 2021 19:05)
Hallo und guten Abend Felidschita
Vielen Dank für deinen Kommentar. Für ich sind mein persönlicher Blog, den man ja nur kennt, wenn man durch Zufall oder durch meine Signatur drauf kommt und das Forum zwei unterschiedliche paar Stiefel.
Das hier, mein kleiner Mini-Blog ist meine ganz eigene Therapiespielwiese. ;-) Zumal es ins Forum nicht gehört, niemanden interessiert und auch den Rahmen sprengen würde.
Hier bin ich vogelfrei! ;-)
Ich freue mich tierisch für dich, das du dein schlimmste Zeit nicht nochmal oder immer und immer wieder erleben musst. Einmal reicht für´s komplette Leben, wenn du mich fragst. *lächel*. Aber man wird im Leben nicht danach gefragt. *gg*
Noch schöner, das du das tolle Glück hast, das Medikamente und Therapie helfen und geholfen haben. Das wünsche ich jedem!
Liebe Grüße
StraightOn