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Retraumatisierung - Teil 2

Es war eine unruhige, aber gute Nacht für mich. Die Welt sieht ein klein wenig freundlicher aus und es arbeitet noch gut in mir.

 

Ich bin mich mega Kopfschmerzen hinter der oberen Stirn ins Bett gegangen und damit bin ich heute Morgen dann auch wieder aufgewacht.

 

Zum Glück habe ich immer CBD Öl wegen meiner Depression zu Hause, das hat auch dieses Mal wieder gut gegen das Kopfweh angeschlagen.

 

Ich hatte heute eine Tour für die Firma zu fahren und konnte dabei gut nachdenken, auf der Autobahn.

 

Es schockiert mich immer noch, das ich vor zwei Tagen das erste Mal das unglaubliche Bedürfniss hatte, mir selbst weh zu tun. Also nicht einfach nur zu zwicken, sondern der emotionale Schmerz war so groß in mir, das ich das Bedrüfniss hatte mich blutig zu kratzen.

Ich wollte ernsthaft den seelischen Schmerz durch körperlichen Schmerz ersetzten. Bei der Therapeutin habe ich dann festgestellt, das ich deswegen auf die Idee der Selbstverletztung kam, weil ich einen Essanfall auf alle Fälle vermeiden wollte.

 

Zum Glück hat das nicht funktioniert und ich habe wie ferngesteuert 2 Junkfood eingepackt und mich damit emotional betäubt. Die Selbstverletztung wäre für mich die nächste höhere Eskalationsstufe. Ich würde einfach ja einfach nur eine Selbstverletztung (Magen stopfen) mit der anderen Selbstverletzung (körperliche Gewalt am eigenen Körper) austauschen um mit meiner seelischen Ausnahmesituation zurecht zu kommen.

Alles kompletter Nonens, versteht sich von alleine.

Was mich aber wirklich froh stimmt, ist die Erkenntnis gestern bei meiner Therapeutin. Ausgelöst durch die Retraumatisiertung von Mucks Tot und den Gesprächen über eine erneute Einschläferung bei einen unserern anderen Katern.

 

Essen ist die scharfe Waffe meines Unterbewusstsein, gegen alles und jedem, womit ich emotional nicht umgehen kann.

 

Ich habe schon als Kind sehr früh immer wieder auf meinen kleineren Bruder (natürlich im kindlich passenden Rahmen) aufgepasst. Bin als Jugendliche zu Zwangsspaziergängen mit meinen damals kleineren Baby-Brüdern verdonnert worden. Eigentlich alles halb so wild. Aber auch das liebevolle Ersatzhaus meiner Oma konnte wohl die Mama und den Papa nicht kompensieren. Dort wurde ich mit zum Zeitungsaustragen mitgenommen und allerlei anderes. Zu früh, zu schnell, zu erwachsen, zu wenig Kind, zu wenig bedütteln.

 

In dem ich dank Schlauchmagen die Möglichkeit hatte, so dünn zu werden - ja sehr zierlich zu werden, hat mein Unterbewusstsein die Möglichkeit ergriffen. Endlich musste ich weniger Verantwortung tragen, den einer zierlichen, ja geradezu kaum vorhandenen erwachsenen Frau, der traut man halt auch weniger zu. Und ich fand das damals ehrlich gesagt sehr erleichternd.

 

Ich bin aufgewachsen mit den Ratschlägen im Ohr, das ich mich als Frau jederzeit selbstversorgen können muss. Schon klar, das ist ja auch mein (vermeintlich) eigener Wunsch gewesen. Aber rückblickend hätte ich zur damaligen Zeit zwischen Ende 20 und Anfang 40 viel lieber eine kleine Familie gegründet. Ich wäre damals viel lieber für ein paar Jahre zu Hause gewesen und hätte mich um die Erziehung und den Haushalt des selbigen gekümmert. Das ist auch harte Arbeit und Verantwortung. Und trotzdem hätte ich das wohl anders empfunden. Ich hätte damals gerne einen starken Partner an meiner Seite gehabt, der gesagt hätte: mache du mal das und ich kümmere mich jetzt mal eine Zeit lang alleine darum, das das Geld in den Haushalt fließt.

 

Diesbezüglich konnte ich meinen Traum nie ausleben. Das konnte ich ziemlich gut kompensieren und ich dachte nie, das mir das wirklich was ausmacht. Ich finde, ich führe ein gutes Leben. Ich habe einen Mann der mich liebt, er hat zwei tolle jetzt erwachsene Kinder mit in die Beziehung gebracht. Ich verstehe mich mit beiden sehr gut und betrachte sie Beide als geliehene Tochter und Sohn.

 

Auch das ich mich nach der Scheidung wieder alleine versorgt habe, das war kein Schock. Ich habe das Jahrzehnte vor meiner Ehe gemacht und habe das selbstverständlich wieder nach dem Scheitern meiner Ehe gemacht. Und trotzdem war das anscheinend unterbewusst ein zu großer Kraftakt für mich. Seit ich von zu Hause ausgezogen bin, bin ich auf eigenen Beinen gestanden. Mein erster Mann hat auf 50/50 Kostenaufteilung bestanden und mich regelmässig darauf hingewiesen, weil es eigentlich fast nie funktioniert hat. Das er Netto bekommen hat, was ich Brutto verdient habe, das hat nie eine Rolle für ihn gespielt. Er dachte ständig, ich würde ihn damit übervorteilen.

 

Das eine Partnerschaft bei so einem Gefüge von Beginn an zum Scheitern verurteilt ist, konnte ich mir so aber nicht eingestehen - zumindest damals noch nicht. Genau jetzt kapiere ich es aber.

 

Zu wissen, warum ich zum Beispiel zu wenig Esse und unbedingt dünner, dünn am dünnsten werden wollte, das hilft mir jetzt enorm weiter.

 

Ich habe gerade ein weiteres Hilfsprogramm meiner Essstörung entarnt und kann es damit aktiv angehen. Halleluja!

 

Meine Esstörung schreitet ein, wenn ich mich überfordert fühle. Wenn ich denke, das ich die Verantwortung gerade nicht übernehmen kann, weil ich es mir nicht zutraue oder es mir zuviel wird.

 

Warum sie das tut, das weiß ich noch nicht so genau. Will sie mich damit trösten? Will sie mich ablenken? Will sie mich anderweitig beschäftigen, so das ich das was mich überfordert erst einmal nicht angehen muss?

 

Ich habe keine Ahnung. Aber vielleicht ist das auch gar nicht so wichtig. Auch das weiß ich nicht.

 

So schwer der Termin gestern für mich auch war, es hat mich wieder mal ein ganz Stück weiter gebracht.

Und das Verarbeiten von Muck sind wir auch angegangen.

 

Ich bin nämlich sehr sauer und wütend auf mich, das ich der Einschläferung zugestimmt habe. Ich habe das Gefühl, das ich meinen Kater, der mir unendlich Vertraut hat, um sein Leben betrogen habe. Er hat mir vertraut, als ich ihn in die Transportbox geschoben habe. Er hat mir vertraut, als ich ihn gehalten habe und der Arzt ihm die Todbringende Spritze gesetzt hat. Er hat mir bis zum letzten Moment sein Leben anvertraut und ich habe es ihm weggenommen. Das macht mich wütend auf mich.

 

Die emotionale Belastung war vor 2 Wochen noch bei 10 von 10 bevor ich bei der Therapeutin war. Nach der ersten EMDR Sitzung war sie immerhin bei 7 von 10. Gestern haben wir es dann auf eine 4-5 von 10 geschafft. Und zu mehr war ich nicht bereit. Den ich habe das Gefühl, wenn ich mir das noch mehr verzeihe, das rechtfertige ich mein Tun und betrüge und enttäusche ihn damit ein zweites Mal. Und weil mich das so immens belastet, ist das für die nächsten Monate auch kein gutes Gesprächsthema. Ich kann und will mich nicht vorab damit beschäftigen ob wir irgendwann unseren Felix einschläfern lassen müssen. Damit will ich mich beschäftigen, wenn es soweit ist, aber mit Sicherheit nicht jetzt.

 

Das ist jetzt mein emotionaler Schutzraum auf den ich bestehe und wo ich klar meine Grenze ziehe. Ein übertreten beteutet höchst emotionaler Stress auf den ich mit Essanfall, schweren Rückfall in eine Depressionsphase und Gedanken an Selbstverletztung ende. Das ist keine Option für mich. 

 

Ich fighte für meine Gesundheit und diesen Schutzraum lerne ich nun mit allem zu Verteidigen, was mir an Ressourcen zur Verfügung steht.

 

Meine Ressourcen:

  • klare Grenzen ziehen
  • "Nein" sagen können und dürfen
  • kreativ Malen
  • HulaHoop
  • Yoga
  • Meditation
  • Bloggen und alles von der Seele schreiben
  • Ätherische Duftöle und Räucherstäbchen gezielt einsetzten
  • CBD Liquid bei Anspannung dampfen

 

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