
Nach 6-wöchiger Pause hatte ich heute mal wieder eine Stunde bei meiner Therapeutin. Und was soll ich sagen. Ich wußte einfach nichts mehr zu erzählen.
Nach so langer Pause, klar wird da über den Urlaub gesprochen. Wie es mir ergangen ist, wie es mir mit der Hand geht. Was das Essen so macht. Halt einfach mal runderherum alle Themen der letzten 2 Jahre kurz abgeklopft.
Und dann kam der Punkt, da war schlicht und ergreifend nichts mehr zum erzählen da.
Fast zwei Jahre war ich im wöchentlichen Rhytmus bei meiner Therapeutin. Wir haben sehr viele Themen aufarbeiten können. EMDR war meine kleine Wunderwaffe bei ihr. Wir haben die Körperschemastörung damit bearbeitett, haben ein entspannterer Verhältnis zum Essen und meinem falschen Sportergeiz hinbekommen.
Ich konnte so einiges an der Beziehung zu meiner Mama aufarbeiten und Dinge nun von einem anderen Blickwinkel und vor allem auch milder betrachten.
Sie hat mir Mut zugesproche, als es darum ging, mit meiner kleinen Malerei öffentlich zu gehen und sogar den Schritt zu einem Etsy-Shop zu machen. Ich hatte soviel Angst davor, das wenn niemand was kauft, das ich den Spass am Malen verlieren. Und somit auch ein wichtiges Ventil für Depression und Essstörung verloren geht. Und mein Shop läuft mehr als nur schleppend an ..... und trotzdem habe ich sogar noch mehr Freude am Malen, als zuvor. Es spornt mich an, lässt mich leichter fühlen und mein Herz schlägt aufgeregt gleichmässig - trotz "kein toller Verkauf".
Natürlich gibt es da ein Netz und einen doppelten Boden. Ich habe noch 28 weitere Therapiestunden genehmigt und die verfallen nicht. Sollte es mir irgendwann wieder schlechter gehen, ein Anruf und ich kann wieder zu ihr kommen. Das macht das "therapeutische Nest" verlassen natürlich einfacher.
Das war irgendwie komisch, weil ich bin dann nach 15 Minuten einfach damit rausgeplatzt. Ich habe freiheraus gesagt: es gibt da gerade nix mehr zum therapieren für mich und sie hat aus vollen Herzen gelacht. Ich will den Therapieplatz frei machen, für jemanden der akut Probleme hat.
Meine Finger - die haben mich in den letzten Wochen so sehr stark werden lassen. Ich kann wieder soviel mehr - Mental - das ist unglaublich.
Ich werde mich auf die Hinterbeine stellen, den ich habe heute gesehen, das die Klinik in der ich operiert wurde und wahrscheinlich nochmal operiert werde, auch Rehabilitation nach Handchirurgie anbietet. Ich werde nachhaken, dran bleiben und im schlimmsten Fall zur Klette werden. Aber ich werde definitiv dafür sorgen, das ich nach der Zweit-OP dort eine REHA machen darf.
Und so bin ich heute nach 20 Minuten mit einem breiten Grinsen bei meiner Therapeutin raus und weiß, ich bin wieder eine starke Frau. Die starke Frau, die ich vor 8 Jahren war, bevor meine schwere Depression für ein zweites Mal zurück in mein Leben kam.
Teil der Heilung ist auch die volle Erwerbsminderungsrente, die ich weiterhin für die kommenden 3 Jahre beziehen darf. Ich weiß auch, das ich danach nicht mehr ins Arbeitsleben zurückkehren werde. Um die Rente werde ich kämpfen, den die Seele ist heil. Der Körper hingegen kann nicht mehr. Und das wird sich auch nicht mehr großartig ändern.
36 Jahre 200 % mit verträglichen 45 Std.-Wochen ohne Überstunden. 36 Jahre mal 12 Tage am Stück arbeiten und dann wieder 3 Tage am Stück frei. 36 Jahre mal Morgens Schicht, mal Nachmittags oder Abends zur Arbeit - das Hotelfachleben und der Vertrieb haben ihren Tribut gefordert. Es war eine schöne Zeit, aber ich habe mir meine Erwerbsminderungsrente auch redlich verdient.
Das ich das jetzt so frei und aufrecht formulieren kann, ist auch hart erbeitet in der Psychotherapie und dafür bin ich unendlich Dankbar.
Jetzt lebe ich mein Gutmensch-Leben und freue mich daran. Ich will malen, im Yogatuch abhängen, in den Bergen wandern, Brot backen, meine Nachbarn nebenan verwöhnen (weil sie mich an meine Großeltern erinnern), die Zwillingskids der anderen jungen Nachbar ab und an mal holen, bei meinen Mann in der Firma putzen, wandern gehen, Radl fahren, die Saunen der Umgebung unsicher machen, die Apfelbäume im eigenen Garten ernten, dem Unkraut beim wachsen zusehen, mit den Katzen schmussen, viel lesen, mich spirituell weiterentwickeln, die Welt retten, mit Gott Zwiesprache halten, an meine Engel glauben, Meditieren, den HulaHoop Reifen schwingen, irgendwann mal endlich wieder Zeit fürs Fitnessstudio haben, meine Finger wieder ganz Heil machen, an Energieheilung glauben, an mich selbst glauben, Marmelade einkochen, Fisch grillen, im Urlaub nette Menschen kennenlernen, verrückte Strumpfhosen im Winter tragen, Minirock tragen, meine Falten lieben lernen, ...... ich habe keine Zeit mehr für einen 6 oder 8 Stunden Tag und einen Arbeitgeber der fordert.
Ich habe nur noch Zeit für mich und für die Menschen, Tiere und Dinge die mir am Herzen liegen.
Therapie sei Dank!

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