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Verunsicherung + Motivation liegen nah zusammen

Seit Tagen fiebere ich schon auf den Termin zur Nachsorge im Krankenhaus hin. Und gleichzeitig hatte ich echt Schiss, wie ich reagieren, wenn die mir sagen das eine OP nicht oder noch nicht angezeigt ist. Ich will meine Finger ja so krumm und unbeweglich nicht auf Dauer als Endreslutat haben.

 

Und so war der gestrige Termin in der Handchirurgie ein emotionales Auf und Ab für mich.

 

Zuerst mal: eine OP ist noch lange nicht angesagt. Ich war enttäuscht, weil ich dachte, das löst meine Probleme schneller und dauerhaft.

 

FAkt ist: das wird nicht der Fall sein!

 

Mir viel im ersten Moment die Kinnlade runter und ich hatte Tränen in den Augen. So soll es doch nicht bleiben. Ich habe die Sonne für mich untergehen sehen, und das sah bei weitem nicht so schön und romantisch in mir drin aus, wie das auf dem Bild nebenan der Fall ist.

Und trotzdem bin ich in kein Loch gefallen, sondern psychisch gut aufgestellt und mit viel Hoffnung nach nur 2 Stunden wieder aus der Klinik maschiert. Das hätte ich nun wirklich nicht von mir selbst erwartet.

 

Wie das kam? Ich hatte das erste Mal seit meinem Unfall mit der Hand ein Gespräch auf Augenhöhe. Und das macht den ganz großen Unterschied. Der Arzt hat mich in all dem Stress und den vielen wartenden Mensche Ernst genommen und hat meine Fragen beantwortet. Und zwar ohne zu dozieren, sondern immer mit dem Blickwinkel, das mich die Situatione verunsichert, mir Angst macht und ich ein interessierter Laie bin. Chapeau! Das habe ich mir im Vorfeld gewünscht und das habe ich bekommen.

 

Die Begründung:

Wenn sie jetzt aufmachen und eine Athrolye in der Diaphyse machen ( Diaphyse sind der Bereich Knochen und Gelenke, wie er mir erklärt hat), dann eröffnen sie ein neues großes Schlachtfeld. Das kann dann erneut zu Vernarbungen führen. Diese könnten dann, wenn es schlecht läuft, die Finger eventuell unbeweglicher machen. Eine Athrolyse ist bei ihm, was für die Krankenkassen der Schlauchmagen ist. Der Ultima Ratio - der äußerste Löunsg.

 

Bei einer Athrolyse werde die Knochen, Gelenke und Weichteile quasi von Narbengewebe gereinigt um so wieder mehr Freiraum für die Sehnen und Bänder zu schaffen. Das Problem ist, das die OP selbst dann im schlechtesten Fall eben wieder neue Narbenwucherungen bringen kann. Der Effekt danach kann dann im schlimmsten Fall eben gleich Null sein.

 

Dann hat er mich gefragt, wie lange ich die Schienen schon habe.

08.08.2022 - also gerade mal knapp 9 Wochen . Im Schienentragen ist das anscheinend ein Wimpernschlag, wie er mir erklärt hat. Und dann meinte er, ich soll danach noch mal zu meinem Ergotherapeuten in der Klinik gehen, der mir diese Schiene gebaut hat. Er möchte, das ich noch eine weitere Schiene in der Nacht trage. Ein Nachtlagerungsschiene, welche die Streckung weiter forciert. Den der Faustschluss, das hat je einen größeren Sprung zum Besseren gemacht. Schienen trägt man in der Regel mindestens ein halbes Jahr, manchmal bis zu einem Jahr. Und er hat schon soviel gesehen, nach dem Schienentragen, das die Patienten selbst vorab nicht für möglich hielten.

 

Er meinte, was meine Streckung und Beugung angeht, da geht mit konsequenten Schienentragen noch viel, viel mehr. Und dann kam er Hammer: er hat mich in die Entscheidung von alleine mit eingezogen. Er hat mir nach dem "auf Augenhöhe" erklären die Wahl gegeben. Und ich habe mich ganz klar für die Schienen entschieden.

 

Er hat die Finger allesamt in die Hand genommen, einzeln getesten, gebogen, gestreckt. Hat mich das alleine machen lassen und hat gemeint, das ich bis hierhin echt gut mitgemacht hätte.

Der Arzt hat mir ein gutes Gefühl gegeben und er hat intuitiv verstanden, das ich auf Motivation und Aussicht auf Besserung gut reagiere. Das mich das Anspornt und zum Weitermachen bringt. Es hält mich bei der Stange.

 

Nun bekomme ich am kommenden Freitag zwei seperate kleine Nachtlagerungsschienen für die Streckungn (Extension).

 

Jetzt heißt es Durchhaltevermögen haben und sich sehr gut organisieren. Denn wie nebenan auf dem Foto zu lesen ist, soll ich die jetztige Streckschiene schon jeweils 3xfür je 2 Stunden täglich tragen. Bisher trage ich Nachts die Flexionsschiene, was so ein Gummistrechtband ist, das die Finger die ganze Nacht zur Faust machen.

 

Die soll ich dann ab nächsten Freitag tagsüber, mehrmals zusätzlich noch eine halbe Stunde tragen. Den für die Nacht bekomme ich dann die zwei neuen Schienen. Und die sollen dann die komplette Nacht über dran bleibe. Zwei Schienen deswegen, weil mein kleiner Finger deutlich besser ist, als Ring-Zeige-und Mittelfinger es sind. Die 3 bekommen dann eine größere, gemeinsame Nachtlagerungsschiene. Keinen Schimmer wie das dann aussieht, ich bin selbst gespannt.

 

Jetzt trage ich dann 8 Stunden am Tag Schienen und dann halt noch die ganze Nacht über. Jede Menge Zeit, wo ich de facto nichts machen kann. Weder Autofahren, noch Haushalt. Ja, nicht mal Malen oder so. Das ist reine Lese- oder Meditationszeit für mich. Bin schon mal echt gespannt, wie ich das mache.

 

Jetzt werde ich auf alle Fälle noch mehr den je, die Schienen auch außer Haus tragen, wenn wir eingeladen sind oder so. Den das ist Zeit, die ich eh nicht für mich oder den Haushalt habe, da kann die Schiene beim quatschen ihre Arbeit machen. ;-)

 

Und so bin ich, trotz dem "nicht erhofften Gespächsausgang - nämlich den OP Termin" ziemlich aufgestellt nach Hause gefahren. Ein Arzt, der mich ernst nimmt, mir mir auf Augenhöhe spricht, der macht für mich den einen entscheidenden Unterschied. Fachlich ist sehr wichtig, aber der Rest, der darf eben nicht hinten angestellt werden.

 

Den nächsten Termin zur ärztlichen Nachsorge habe ich dann Mitte Januar 2023. Der steht schon fest im Kalender. Die Therapie für meine Finger, die wird mich mindestens noch ein komplettes Jahr begleiten. Das steht auch fest. Der Arzt hat gestern gemeint, stellen sie sich auf mindestens noch ein Jahr, vielleicht sogar auf länger ein. ABER, das kann ich Ihnen auch sagen: es wird defintiv noch viel besser als der jetztige Ist-Zustand werden.

 

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