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Lautstärkeregel versus Depressionstärke

Ich bin ja immer wieder am überlegen, wie ich das erklären soll, mit der Depression. Wenn man das nicht hat oder kennt, kann man es wirklich nicht nachvollziehen. Die Depression kann ich eh nicht erklären, aber wie es sich für mich anfühlt und wie sie mich einschränkt, da habe ich für meinen Mann eine Möglichkeit gefunden.

 

Er ist von Berufswegen Audiophil, beschäftigt sich mit Musikgeräte und stellt selbst her.

 

Die Depression beeinflusst mich wie ein Lautstärkeregler bei einer Musikanlage.

 

Es gibt verschiedene Lautstärken, und in einem gewissen Bereich sind sie angnehm, dann unangnehm oder irgendwann so laut, das man sie nicht mehr aushält.

 

Die höchstel Lautstärke, auf die man seinen Regler drehen kann, ist für die meisten nicht mehr auszuhalten.

 

Die höchste Lautstärke bedeutet für mich persönlich: Suizid - nicht mehr auszuhalten.

 

Das höchste was ich bisher hatte, war wenn der Lautstärkeregler fast ganz auf war. Das war immer kaum auszuhalten und ich habe oft daran gedacht, es wäre schöner nicht mehr zu Leben. Aber nicht an aktiven Suizid. Wäre ich nicht mehr aufgewacht oder mir jemand ins Auto gefahren - so what.

 

Die letzte Woche hatte ich das Gefühl, das mein Depressionsregler auf echt ziemlich laut war. Vielleicht so 80 von 100% von dem was geht. Schon beim Aufwachen wollte ich nicht mehr, aber ich hatte nicht ständig Gedanken daran, das ich nicht mehr Leben möchte.

 

Jetzt ist die Lautstärke ungefähr auf 70% runtergefahren. Ich bin froh darum. Es ist immer noch zuviel für den Alltag, aber nochmal ein Stück weit besser als Gestern. Der Schlaf hilft.

 

Ja, was ist der Schlaf oder meine Tools in dem Fall. Das würde ich mit der Fernbedinung für den Lautstärkeregler vergleichen. Das Ding ist aber, die Frequenz von meiner Fernbedienung ändert sich öfters. Ich weiß, mehr erholsamer Schlaf hilft grundsätzlich. Leider ist der Weg dort hin nicht immer gleich. Mal hilft Melantonin, mal macht es einen Scheiß.

 

Ebenso mit Malen, Sport, Yoga, Mediation. Das sind meine Basistools, die grundsätzlich immer helfen. Aber immer in einer anderen Kombination und immer in einem anderen Stärkegrad. Mal hilft das bloggen und sich alles von der Seele schreiben, mal bin ich dazu nicht in der Lage. Mal braucht es eher Passionsblume zum einschlafen, mal reicht das CBD oder mal brauch ich alles auf einmal. Das gilt es jedes Mal für mich auf ein Neues herauszufinden.

Kann nervig sein, aber irgendwann hab ich den Dreh dann doch raus.

 

Leben tue ich mit einer Depressionslautstärke von, ich würde mal sagen zwischen 40 - 50 %. Es ist also nie ganz leise bei mir, was die Depression angeht. Sie ist immer dabei, im Alltag. Aber ich habe mich gut mit ihr arrangiert. Ich nehme sie zur Kenntnis, wenn sie so latent im Hintergrund vor sich herwabbert, aber ich schenke ihr keine große Aufmerksamkeit mehr.

 

Ich schätze das jetzt mal so ein, das ich mich Anfang der kommenden Woche wieder auf mein Normalmass eingependelt habe.

 

Ich weiß das, weil der Haushalt wieder besser funzt. Malen wieder beginnt Freude zu machen. Und ich auch wieder merke, das die Lust auf außer Haus langsam erwacht.

 

Vor heute Abend graust es mir noch. Bin heute Strohwitwe. Eine Zeit, die ich im Normalfall wirklich zu geniessen weiß. In solchen Phasen habe ich meinen Mann aber gerne Abends um mich herum, das ich mich unterhalten kann.

 

Die Stille (und ja, Fernseh an ist auch Stille - es geht ums aktive Unterhalten) macht mich gerade ein wenig zu schaffen. Aber ich werde mich zu beschäftigen wissen.

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