Briefe an mein Ich

Brief Nr. 1

 

Hallo liebes Ich,

 

wie geht es dir Heute? Bist traurig, gell? Das ist schon in Ordnung, fühl dich mal von dir selbst umärmelt.

Hey, immerhin hast du vor ein paar Tagen festgestellt, das du für dich zu oft in deinem Leben ein neues Zuhause aufbauen durftest oder auch musstest.

 

Zwei Zuhause und mehrere Erwachsene, die sich in den ersten 5 Jahren als Erziehungsberechtigte um dich gekümmert haben, das ist schon ganz schön viel. Als Baby nie zu wissen, ob du die Nacht bei deinen Eltern, in deinem eigenen Bettchen verbringst, oder ob dich die nächsten Tage deine Oma in den Schlaf wiegt .... das kann doch so ein kleines Wesen, wie du es damals warst, noch gar nicht richtig einsortieren.

Kein Wunder das du dich manchmal verloren und Heimat-Los fühlst. Du darfst das, das ist in Ordnung!

 

Ja liebes Ich, ich war genauso erstaunt wie du, als wir gestern zu Zweit festgestellt haben, das du bis zu deinem 18 Geburtstag alleine an 4 Orten ein neues Zuhause aufgebaut hattest. Bis zum heutigen Tag hast du es sogar geschafft, die ganze 15 mal eine neue Heimat aufzubauen.

 

Das du dann traurig und hilflos dastehst, wenn man dir sagt, das das jetztige Zuhause evlt. nicht dein letztes Zuhause sein wird .... tja, ehrlich gesagt, das würde mich auch traurig zurück lassen. Irgendwann ist man einfach müde, gell? Da will man sich nicht wieder alles aufbauen müssen. Da will man endlich ankommen dürfen, ausruhen dürfen, "zuHause" sein!

 

Und dann kommt dieser Spruch: Meine Heimat ist da, wo mein Herz ist", wie ein Witz rüber. Den nicht jedes Herz lässt sich sooft verpflanzen. Keine Blume würde man 15 mal aus der Erde oder dem Topf pflücken und an einer anderen Stelle wieder einpflanzen. Und von keiner Pflanze würde man erwarten, das die 15 mal verpflanzen schadlos übersteht. Jeder Mensch würde davon ausgehen, das die Pflanze irgendwann den Kopf hängen lässt und abstirbt.

 

Aber du mein liebes Ich, sei stolz auf dich. Dich hat man 15 mal verpflanzt, an neue Orte zu neuen Menschen und neuen Arbeitgebern geschickt. Und jedes Mal hast du dich angepasst und neu eingepasst.

 

Du darfst müde sein, das ist dein gutes Recht. Und du darfst sauer sein, wenn jemand Gedankenlos sagt, das es keine Garantie für ein dauerhaftes Zuhause geben kann. Das können nur Menschen sagen, die eben nicht so oft verpflanzt worden sind, wie du es bist.

 

Liebes Ich, ich fühle mit dir! Ich will dir helfen! Ich will dir helfen, das du, wo immer du bist, dich immer zu Hause fühlst. Ich will dir eine innere Heimat geben, die dir keiner nehmen kannst.

 

Du bist müde? Dann leg dich hin und ruh dich für eine Weile aus.

 

Du frierst, weil man dich als Baby und Kleinkind immer hin und hergeschoben hat? Ich decke dich zu und kuschle dich ein.

Du hast Hunger nach Liebe? Dann schenke dir Liebe aus dir selbst heraus. Füttere den Hunger nach Liebe nicht mit Kuchen und Co. wenn es nur seelischer Hunger ist. Füttere ihn mit Zuneigung, Katzenkuscheln, warmen Erinnerungen, Freude über das was du jetzt hast.

 

Denk an das, was du schon alles im Leben erlebt hast. Denk an die vielen Orten, an denen du schon warst. Denk an die vielen Menschen, denen du bisher in deinem Leben begegnet bist. Füttere dich mich seelischer Nahrung.

Vielleicht willst du deine Lieblingsmusik hören? Musik wie oben im Video.

 

Vielleichst willst du malen? Du malst so schöne Bilder - Seelenbilder!

 

Vielleicht willst du auch schöne Musik auflegen, deine Augen schliessen und einen deiner Reifen um deine Hüften kreisen lassen. Die Arme im Takt schwingen, leicht durchs Zimmer tippeln und vor dich hinträumen. Du darfst alles tun, was du möchtest. Den du darfst Heilen und du kannst Heilen!

 

Liebes Ich, es wird auch wieder bessere Tage geben, wie die letzten Tage. Wenn du auf die 15 neuen Heimatorte blicken kannst, du stolz darauf bist, wie gut du das jeweils gemeistert hast.


Wenn du gelernt hast, wie du dir das, was du in deiner frühesten Kindheit vermisst hast, selbst geben kannst.